Case of the week: Rarität und erster Einsatz Power Drive

Wie Ende Dezember bereits hier im Blog beschrieben, wurden durch das Unispital Basel Antriebsmaschinen (Power Drive) sowie zusätzliche neue Akkus durch die Firma Synthes bereitgestellt. Leider konnten wir diese Gerätschaften aus Gewichtsgründen nicht selbst direkt mitnehmen, aber schliesslich hat sie Rolf Maibach höchstpersönlich bei seinem Besuch hertransportiert.
Nach ordnungsgemässer Registrierung und Aufnahme in die Inventarliste wartete dann auch gleich eine Rarität auf den ersten Einsatz: eine periprothetische Fraktur!

Es werden kaum Hüftprothesen in Haiti eingesetzt, diese 89-jährige (!!!) Patientin hatte vor über 10 Jahren eine Hüftprothese bei Oberschenkelhalsbruch in den USA (New York) bekommen. Nach einem Sturz war sie nun nicht mehr gehfähig, es zeigte sich ein Bruch um den Prothesenschaft herum bis zur Prothesenspitze.

Normalerweise würden wir in der Heimat diese wahrscheinlich bereits gelockerte und nachgesunkene Prothese herausnehmen und gegen eine längere Wechselprothese austauschen, doch die haben wir nicht. Blieb als Alternativversuch nur die Verschraubung mittels Platte. Zur Vorbereitung konnte eine Blutkonserve organisiert werden, ich hatte etwa 2 bis 3 Stunden OP-Zeit veranschlagt (+ X = Zeitfaktor Haiti).

Die Freude über die neuen Maschinen und Akkus war allseits gross, waren in letzter Zeit die alten Geräte bzw. Akkus nach 2 bis 3 Schrauben platt. Bruch eingerichtet, Platte angebogen, 1. Schraube in den Trochanter, dann je 2 vor und hinter der Prothese vorbeigezirkelt direkt in den Zementmantel und 4 Schrauben unterhalb des Bruches, weiterhin ohne Röntgengerät… und nach 60 Minuten war die Operation vorbei: Paul, orthopädischer Kurzgast aus den USA zeigte sich recht beeindruckt. 

Ob wir der Patientin mittel- bis längerfristig wirklich helfen konnten, bleibt fraglich. Aber immerhin konnte sie nach einer Woche bereits das Spital schmerzfrei verlassen.

  Freude über die neuen Geräte

 Power Drive mit HAS Inventar-Etikette

 Plattenosteosynthese bei periprothetischer Fraktur