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Video: Orthopedic Surgery at Hôpital Albert Schweitzer Haiti

Samstag, 29. November 2014

Die Mikrobiologie am HAS

Ein weiteres erfolgreiches Projekt der Bündner Partnerschaft am Hòpital Albert Schweitzer Haiti ist der Aufbau und die Etablierung der Mikrobiologischen Abteilung. Das ist insofern eine Schlüsselstelle, als dass man zur Behandlung von schweren Infekten zunächst einmal den "Gegner" kennen muss, also die krankheitsverursachenden Bakterien, als auch seine "Schwächen", das heisst, mit welchen Antiobiotika ist eine Behandlung möglich und sinnvoll.

Bakterielle Infektionen, wie Lungenentzündungen, Sepsis, Tuberkulose etc. sind in solch einem Land mit Mangelernährung und Hygienedefiziten ein sehr grosses Problem und können ohne konsequente Behandlung rasch zum Tode führen. Auch bakterielle Gelenksinfektion und akute oder chronische Knochenentzündungen kommen häufig vor, wie z.B. bei diesem heute 21-jährigen Patienten, der vor 4 Jahren im Rahmen des Erdbebens einen Oberschenkelbruch erlitten hatte. Dieser wurde mit einem Marknagel versorgt, seither hat er eine stets offene Stelle am Oberschenkel (Fistel), aus der sich regelmässig Eiter entleert:


 Chronische Knocheninfektion

 Seit 4 Jahren Fistel mit Eiterentleerung

 Nach Nagelentfernung

In einem ersten Schritt wurde der Marknagel entfernt und die Markhöhle aufgebohrt, da die Bakterien auf Fremdmaterial einen Biofilm bilden können und in diesem Stadium kaum mit Antibiotika behandelbar sind.

Die intraoperativ genommenen Gewebs- und Knochenproben habe ich der Mikrobiologie zur Analyse übergeben. In der Heimat würde nun hochtechnisiert und standardisiert eine Züchtung und Vermehrung der etwaigen Keime erfolgen, ein wichtiger Schritt hierbei ist der Ausstrich auf sogenannten Agarplatten (Nährböden in Petrischalen) und anschliessend entsprechende Bebrütung zur Anzüchtung der Bakterienkolonien.

Hier haben wir ein Problem: mangels unzuverlässiger Transportwege und insbesondere nicht gesicherter Kühlketten können keine handelsüblichen Standard-Agarplatten verwendet werden. Birgit, welche bereits in Afrika (Lambaréné) erfolgreich eine Mikrobiologische Abteilung geleitet hat, konnte durch die BPHASH zum Aufbau der Mikrobiologie in Haiti gewonnen werden. Sehr rasch hat sie eine eindrückliche Methode zur Eigenherstellung solcher Platten einführen können:


 Nanu, was haben denn die Schafe damit zu tun?!

 Erst mal fangen...

 Birgit hat eins

 Das Fell am Hals kürzen

...und Vene anzapfen

 Blutspende für die Mirkrobiologie!

Ausbildung des einheimischen Personals, hier am Sterilisator

 Während die Grundnährlösungen im Steri keimfrei "gekocht" werden...
 dreht das Schafsblut fleissig seine Runden.















 Dann werden Schafsblut und Nährlösung gemischt...

 und fertig ist die "Eigenbau"-Agarplatte

 So klappt es dann auch mit dem Keimnachweis!













2 Kommentare:

  1. Nur um eines klarzustellen: natuerlich wird die Qualitaet der selbsthergestellten Naehrboeden kontrolliert (Sterilitaet und charakteristisches Wachstum von Kontrollstaemmen), und auch die Schafe werden regelmaessig von einem Vetreinaer untersucht und besser ernaehrt als ihre Artgenossen "draussen".
    Manch Laborant mag sich erinnern, dass es bei uns vor 30 Jahren auch nicht anders war :-)
    Birgit

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  2. Sehr schöne Fotodokumentation wie Ihr Agarplatten giesst mit frischen Zutaten! Und auch in der angewandten und marinen Mikrobiologie geht es noch so zu - nicht jedes Medium ist käuflich zu erwerben... mein Mikrobiologenherz schlägt höher... der Gebrauch des MNS ist auch grandios, wird in die Fotosammlung für Vorträge aufgenommen :-) LG aus dem winterkalten Wohlstandsland, Ruth

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