Mein Highlight

Video: Orthopedic Surgery at Hôpital Albert Schweitzer Haiti

Mittwoch, 31. Dezember 2014

Selbst krank geworden

Am 23. Dezember fing es an: während einer Operation am Nachmittag merkte ich plötzlich eine zunehmende Schwäche, nach der Operation musste ich die letzte für den Tag absagen.
Leider wachte ich am 24. mit Kopfschmerzen und Fieber auf, absolute Appetitlosigkeit, Schwindel bei jedem Aufstehversuch. 3 Tage nichts gegessen, zwischendurch Infusion zu Hause anhängen lassen. Am 26. Dezember Blutuntersuchung, kein Malaria, Verdacht auf Typhus. Entsprechend Paracetamol und Antibiotikum, keine Besserung: immer noch total schwach, Fieber, allenfalls Suppe als Nahrungsquelle möglich. Schliesslich Rücktransport mit Hilfe der Rega (Umbuchung, Businessclass als "Liegendtransport"). Gestern dann neue Blutuntersuchung: Thrombozytenkonzentration von gerade mal 21.000, spontane Blutungsgefahr. Diagnose dann doch vielleicht eher eine Art hämorrhagisches Fieber (Dengue etc.), aber heute am 31. Dezember immerhin leichte Besserung auf 29.000...

 Infusion an der Gardinenstange

Donnerstag, 25. Dezember 2014

Bescherung auf der Kinderstation

Für die Mädchen gab es Ringe, für die Jungs kleine Flieger...

 Mitbringsel aus Deutschland

 es kann losgehen

 Stolz auf den Ring

 ...hier noch nicht ganz realisiert
 Auf irgendeinen Finger hat es immer gepasst 
 Die Schwester überreicht einen Ring



 Sieht doch gut aus!


 Freude und Stolz

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Dienstag, 23. Dezember 2014

Es weihnachted am Hôpital Albert Schweitzer Haiti: Merry Xmas

Auch in Haiti wird Weihnachten besonders gefeiert, selbst am HAS kommt eine gewisse Stimmung auf. Insbesondere die Kinderstation und die Notfallstation sind festlich geschmückt, überall im Land findet man entsprechende Dekorationen.

 Weihnachtsstimmung *Pedyatri wôd"

Über Geschmack lässt sich...

 Notfallstation (SOB)

 Kaliko Beach Ressort (Ende November)




































 Einen Stern...













Montag, 22. Dezember 2014

Big Picture (8)

Eine Zeitreise: geflickt, gebastelt, gesegelt!


Ici c'est la S.O.P

Ici c'est la S.O.P: die Weihnachtspaty aller Mitarbeiter des OP-Bereiches, einschliesslich zweier Live-Bands:

 Ici c'est la S.O.P

 6 Kisten... für alle zusammen.






 ...auch die Kleinen kommen auf ihre Kosten

 Weihnachtsfrau

 Musiker 1

 Musiker 2

 Musiker 3

 Gute Stimmung...

 ...und am Ende ein Feuerwerk.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Case of the week: Fleurimene

Fleurimene ist heute 4 Jahre alt, sie kam mit einer Fehlbildung des rechten Unterschenkels zur Welt: der untere Anteil des Schienbeinknochens ist nicht richtig angelegt und der Knochen wächst daher in diesem Bereich nicht (Hemimelie). Dadurch ist es zu einer schweren Fehlbildung und Deformität gekommen.
Sie versteckt ihr Bein unter einem langen Kleid und läuft aufgrund der Verkürzung des kranken Beines zum Ausgleich auf dem Knie des gesunden Beines!

Die Familie kam nach Anfrage über unsere gut vernetzte Prothesenwerkstatt unter Leitung von Cornelia von weit her (Les Cayes, eine Tagesreise unter hiesigen Bedingungen), um nach einer Behandlungsmöglichkeit für Fleurimene zu suchen. Unter heimischen Bedingungen wäre auch eine aufwendige Rekonstruktion mit ggf. mehrfachen Eingriffen und hohem Komplikationsrisiko denkbar gewesen, in Anbetracht der hiesigen Möglichkeiten und der sehr guten prothetischen Versorgungsoptionen vor Ort haben wir uns für eine Unterschenkelamputation entschieden.  

 Fleurimene, "stehend"

 ...tatsächlich: auf dem Knie "laufend"

 beim "Aufstehen" zeigt sich die Fehlbildung

 Am Tag vor der Operation mit der Mutter

 Röntgenbild erklärt die Ursache der Fehlbildung

 ...die Tibia fehlt zur Hälfte

 Der Aussenknöchel ist die "Lauffläche"

 Das Knie zeigt dennoch eine gute Funktion

 Zu Beginn der Operation Planung der komplexen Schnittführung

 Operation

 Unterschenkelstumpf nach der Operation

 Bereits nach wenigen Tagen konnte mit der Prothesenvorbereitung begonnen werden (Silicon-Liner)

Leider werde ich den weiteren Verlauf nicht selbst verfolgen können, die Prothesenversorgung erfolgt im Januar 2015. Aber ich bin mir sicher, dass sie sehr gut zurecht kommen wird, vielleicht nicht unbedingt so Fussballspielen, wie der inzwischen 9-jährige Junge im nachfolgenden Video, der sein Bein beim Erdbeben 2010 verloren hatte... aber vielleicht tanzen.

Dieses Video wurde dankenswerter Weise durch Lauren Anders Brown zur Verfügung gestellt: 9-jähriger Junge nach Unterschenkelamputation im Rahmen des Erdbebens 2010




Solarenergie für das Hôpital Albert Schweitzer Haiti

Bislang werden jährlich fast 400.000 US-Dollar zur Energieerzeugung mittels Diesel-Generatoren benötigt. Ein über Jahrzehnte altes versprechen der Regierung, das HAS ans öffentliche Stromnetz anzuschliessen bleibt auf unabsehbare zeit unerfüllt. Ein weiteres Projekt der Bündner Partnerschaft ist nun die sukzessive Ersetzung der Generatoren durch eine grosse Solarenergieanlage. Hierfür konnten nun in einem ersten Schritt aus Kanada gespendete Solar-Panels auf die Dächer montiert werden, die Installationskosten werden durch Sponsoren aus der Schweiz getragen.


 Die 4 Dieselgeneratoren, bislang im Wechsel unermüdlich im Einsatz


 Installation der Solarpanels


 Panel für Panel wird montiert



 Montage der Solarzellen









 ...fast fertig

Sonntag, 14. Dezember 2014

2 Wochen Unterstützung aus der Schweiz

Der pflegliche Umgang mit Material und Instrumenten, Sachspenden etc. liegt nicht unbedingt im haitianischen Blut. So muss ich selbst abends vor jeder geplanten Operation schauen, dass Instrumente, Platten, Schrauben etc. für den nächsten Tag parat sind, damit es halbwegs funktioniert. Aufgrund meines letzten Berichtes hierüber an die Bündner Partnerschaft entstand die Idee, dieses mit Hilfe von schweizerischen Instrumentierpflegern auf Dauer zu Unterstützen und das einheimische Personal nachhaltig diesen Aufgaben gegenüber zu sensibilisieren.
Es konnten auch direkt 2 Instrumentierschwestern für dies Aufgabe begeistert werden, Georgina und Marijke aus Basel. Georgina wird als erstes ab Januar 2015 am HAS tätig sein, beide waren jetzt schon mal für 2 Wochen zu besuch, um sich ein Bild vor Ort schaffen zu können... ein grossartige Hilfe!


 Chaos, so weit das Auge reicht...


 ...was gehört wozu?!


 Marijke und Georgina greifen durch...






 Es hat viel Material, man muss es nur finden und sortieren!


 ...manches ist jedoch unbrauchbar






 (vorübergehend) sortiert

Freitag, 5. Dezember 2014

Case of the week: ein kleines Wunder

Diesen 52-jährigen Patienten habe ich bereits im Januar operiert. Er wurde mir zwischen zwei Operationen vorgestellt und zeigte damals einen Tumor, welcher bereits die Haut am Oberschenkel ca. 5-Frankenstück-gross durchbrochen hatte. Insgesamt schien gemäss Tastbefund der Tumor mehr als 2 Fäuste meiner Grösse auszumachen und war gemäss Nachfrage innerhalb von 2 Monaten erst gewachsen, das Röntgenbild zeigte keine Knochenbeteiligung. Das heisst alles nichts Gutes, es handelt sich mit diesen Befunden um einen bösartigen Weichteil-Tumor, der wahrscheinlich schon gestreut oder mindestens wichtige lokale Strukturen, wie Nerven- und oder Gefässbahnen befallen haben müsste.

Weitere Diagnostik ist hier nicht möglich, keine Gewebsuntersuchung, keine Schichtbildgebung (MRI oder CT). Da stand der Patient vor der OP-Tür mit einem einheimischen Kollegen, wartende Angehörige schauten interessiert zu, was ich da am Oberschenkel so tastete, und dann innert 5 Minuten mit dem Patienten eine Entscheidung fällte: ich habe ihn aufgeklärt, was ich am ehesten für eine Prognose für ihn sehe und ich mir nicht sicher wäre, ob eine Operation, ggf. Amputation überhaupt noch Sinn machen würde. Er sagte einfach ganz ruhig, sicher und bestimmt: er möchte das weghaben, damit er nochmal mit seinen Kindern spielen könne. Ich meinte nur, o.k., wir versuchen es, es könne aber sein, dass das Bein nach der Operation - in Abhängigkeit der Tumorausdehnung - unbrauchbar wäre.

5-Minuten für so eine Entscheidung, undenkbar, unfassbar und für unsere Verhältnisse auch ggf. unethisch...

Bei der Operation vor 10-Monaten habe ich gemäss Tastbefund mit gefühltem Sicherheitsabstand den Tumor versucht im gesunden Bereich herauszuoperieren (wide resection), die Operation führte mich bis an die grossen Gefäss- und Nervenbahnen, die Streckmuskulatur des Oberschenkels wurde grösstenteils entfernt, aus den Seitenanteilen konnte eine partielle Rekonstruktion erreicht werden.

Ich habe ehrlichgesagt nicht damit gerechnet, dass ich den Patienten nach 10 Monaten nochmals wieder sehen werde und wenn ja, dann nicht in diesem Zustand: bislang kein Lokalrezidiv, keine sonstigen Hinweise auf Streuung, er läuft problemlos und kann mit seinen Kindern Fussball spielen...


 Vorbereitung auf die Operation






















 Tumorentfernung gemäss Tastbefund
 Weite Teile des Oberschenkels entfernt







 Tumor nach Resektion (Pfeil: Hautdurchbruch)
 2-Wochen nach der Operation (Fadenentfernung)
 10-Monate postoperativ: kein Rezidiv?!

 Unglaublich eigentlich...

Intraoperative Bilder: Petra Fischer